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Eine autoinflammatorische Erkrankung ist kein Grund, auf Urlaubsreisen zu verzichten. Wenn die Reisen gründlich geplant und auf die jeweilige Erkrankung abgestimmte Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden, steht der Erholung und dem Vergnügen nichts im Weg.
Reiseplanung mit dem behandelnden Arzt besprechen
Wenn Sie oder Ihr Kind eine autoinflammatorische Erkrankung haben, empfiehlt es sich, frühzeitig vor Reise-Buchung oder -Antritt mit dem behandelnden Arzt über Ihre Reisepläne zu sprechen. Er kann Sie bezüglich gesundheitlicher Fragen beraten. Auch über Reisemedikamente und deren mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten, die Sie regelmäßig einnehmen müssen, kann Ihr Arzt Auskunft geben.
Bei Auslandsreisen: In einigen Ländern sind bestimmte Impfungen erforderlich und man sollte rechtzeitig bestimmte Medikamente, z. B. zur Malaria-Prophylaxe, einnehmen. Bitte erkundigen Sie sich schon im Rahmen Ihrer Reiseplanung, welche Impfungen für Sie oder Ihr Kind nötig und geeignet sind. Es kann unter Umständen mehrere Wochen oder Monate dauern, bis nach einer Impfung ein ausreichender Impfschutz besteht, oder es sind hierfür eventuell Wiederholungsimpfungen nötig. Insbesondere bei Fernreisen in andere Zeitzonen kann außerdem die Frage auftauchen, wie Sie die Zeitverschiebung hinsichtlich der Einnahmezeiten von Medikamenten, die Sie regelmäßig einnehmen, am besten berücksichtigen.
Reiseziel und Transportmittel auf die individuelle Situation abstimmen
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Die verschiedenen autoinflammatorischen Erkrankungen verursachen unterschiedliche Beschwerden, die bei den Betroffenen auch unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Daher können auch die Einschränkungen, die die Erkrankung für das Reisen mit sich bringt, stark variieren: Manche Patienten sind kaum eingeschränkt, andere haben körperliche Behinderungen und müssen beim Reisen auf Barrierefreiheit achten (siehe unten). Deshalb sollten Reiseziel, Transportmittel und die Verfügbarkeit eventuell erforderlicher Behandlungseinrichtungen vor Ort immer auf die individuelle gesundheitliche Situation abgestimmt sein. Ihr behandelnder Arzt kann Sie auch hierbei beraten.
Reisedokumente zusammenstellen und geeignete Behandlungseinrichtungen recherchieren
Zu einer guten Reiseplanung gehört auch daran zu denken, dass Sie oder Ihr Kind am Urlaubsort eventuell auf medizinische Hilfe angewiesen sein könnten. Deshalb ist es sinnvoll, bereits vorab zu klären, ob und wo geeignete Behandlungsmöglichkeiten verfügbar sind. Dabei muss neben der Betreuung durch qualifiziertes medizinisches Personal außerdem die Versorgung mit Arznei- und Hilfsmitteln berücksichtigt werden. Um böse Überraschungen zu vermeiden, erkundigen Sie sich besser auch vorab, ob die Behandlung durch eine Auslandsversicherung abgedeckt werden kann oder selbst zu tragen ist.
Wenn Sie die Landessprache am Urlaubsort nicht beherrschen, könnten Sie sich ein kurzes Wörterbuch in der entsprechenden Sprache zusammenstellen. Wichtige Sätze sind beispielsweise „Ich/mein Kind habe/hat folgende Erkrankung (medizinische Bezeichnung ausgeschrieben)“, „Das sind meine Medikamente“, „Wo ist das nächste Krankenhaus?“ usw. Solche Informationen sind meist nicht in Reisewörterbüchern zu finden, können aber sehr hilfreich sein.
Sie sollten bei Reisen in nicht-deutschsprachige Länder außerdem wichtige Dokumente in anderen Sprachen, wie z. B. Englisch, mitführen. Es empfiehlt sich, die Dokumente in mehrfacher Ausführung mitzunehmen, d. h. eine Version im Handgepäck, Kopien im Koffer sowie Scans im Smartphone und Tablet gespeichert oder auf Ihrem Mail-Server hinterlegt.
Die wichtigsten Dokumente für Ihre Reise sind, neben dem Reisepass bzw. Personalausweis und den Tickets, folgende Unterlagen:
- Blutgruppenausweis
- Europäischer Notfallausweis (s. u.)
- Ggf. Behindertenausweis
- Mehrsprachige ärztliche Bescheinigung (mit Stempel und Unterschrift) über alle benötigten Medikamente und Gegenstände, z. B. Spritzen (gibt es als Vordruck u. a. beim Auswärtigen Amt oder ADAC), ggf. Zollbescheinigung/Einfuhrgenehmigung
- Beipackzettel aller mitgeführten Medikamente
- Bescheinigung einer Auslandskrankenversicherung
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Der in neun Sprachen abgefasste europäische Notfallausweis (ENA) enthält Informationen über bestehende oder überstandene schwere Erkrankungen, chronische Erkrankungen, schwere Operationen, Überempfindlichkeiten gegen Medikamente, Impfungen, lebensnotwendige Medikamente sowie die Blutgruppe. Alle Daten trägt am besten Ihr behandelnder Arzt ein. Der ENA ist bei vielen Krankenkassen als Download, bei Ärzten, in Apotheken oder im Internet erhältlich.
Medikamente richtig transportieren und aufbewahren
Wenn Sie oder Ihr Kind regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten diese auch während der Reise weiter eingenommen oder gespritzt werden. Wenn Sie unsicher sind, wie hoch der Bedarf an Medikamenten während des Urlaubs sein wird und ob Sie Reserven oder ein Rezept benötigen, dann lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten. Wichtig ist bei Auslandsreisen außerdem, vor Reiseantritt zu klären, wie viele Medikamente Sie im Reisegepäck mit sich führen dürfen. Außerdem ist für Auslandsreisen möglicherweise ein Attest von Ihrem Arzt bezüglich der mitgeführten Medikamente erforderlich. Bitten Sie Ihren Arzt, eine entsprechende Bescheinigung für die Zollkontrollen auszustellen.
Bei Flugreisen ist zu beachten, dass einige Medikamente die kalten Temperaturen im Frachtraum nicht vertragen. Andere Medikamente – z. B. manche Spritzen – müssen dagegen stets gekühlt und lichtgeschützt sein, da sie sonst unwirksam werden. Aber sie dürfen nicht zu sehr abkühlen oder sogar einfrieren. Informieren Sie sich also vorab bei Ihrem Arzt oder Apotheker, wie Sie Ihre Medikamente richtig transportieren und aufbewahren. Während des Fluges sind Medikamente im Handgepäck gut aufgehoben – wenn nötig in einer Kühltasche. Falls Sie Ihre Medikamente, insbesondere Spritzen, im Handgepäck mitnehmen möchten, bitten Sie Ihren Arzt, dies auch in der oben erwähnten Bescheinigung mit aufzunehmen. Fragen Sie am besten auch die Fluggesellschaft, was beim Medikamenten-Transport alles zu beachten ist.
Bei Autofahrten ist für die Kühlung eine elektrische Kühlbox mit Anschluss an den Zigarettenanzünder geeignet, und am Urlaubsort können Sie die Minibar Ihres Hotelzimmers nutzen.
Barrierefreies Reisen
Der Aspekt „Barrierefreies Reisen“ ist in den letzten Jahren erfreulicherweise vermehrt in den Fokus von Reiseveranstaltern sowie Flug-, Bus- und Bahngesellschaften getreten. Viele Reiseveranstalter bieten barrierefreie Rundreisen, Hotels und Ferienwohnungen an. Außerdem haben Fluggesellschaften einen speziellen Transportservice für Menschen mit eingeschränkter Mobilität eingerichtet. So können beispielsweise private Rollstühle unentgeltlich mit den anderen Gepäckstücken aufgegeben werden, für den Flug stellt die Fluggesellschaft dann einen Rollstuhl zur Verfügung. Wer mit der Bahn reist, kann über den Mobilitätsservice der Deutschen Bahn Mitarbeiter anfordern, die beim Ein- und Aussteigen und auch beim Umsteigen helfen. Für Kinder (mit und ohne körperliche Einschränkungen) gibt es außerdem in vielen Zügen spezielle Abteile, die mit Spielzeug ausgestattet sind.
Tipps für barrierefreies Reisen
Unterkunft
Fragen Sie beim Reiseanbieter/Veranstalter/Vermieter/Hotel nach:
- Gibt es überall Rampen/Aufzüge?
- Gibt es behindertengerechte Parkplätze?
- Wie breit sind die Türen?
- Gibt es in Bad und Toilette Haltegriffe?
- Gelangt man mit dem Rollstuhl ans Bett?
Transport
- Fluggesellschaften sind verpflichtet, Hilfsmittel (Rollstühle etc.) kostenlos mitzunehmen.
- In der Mobilitätsservicezentrale der Deutschen Bahn kann man einen speziellen Betreuungsservice für Menschen mit eingeschränkter Mobilität anfordern.
- Bus-Reiseveranstalter bieten für Menschen mit eingeschränkter Mobilität spezielle Busreisen an und übernehmen die Organisation.
Weitere Recherche
www.bsk-ev.org
Aktuelle und hilfreiche Informationen für Menschen mit Körperbehinderung und Angehörige vom Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V.
https://www.vdk-reisen.de/behindertenreisen.html
Reisen für Menschen mit Handicap
www.rollstuhl-urlaub.de
Rollstuhlgerechte und behindertenfreundliche Urlaubsquartiere
www.behindertenreisen.de
Angebote für Menschen, die einen Rollstuhl-Urlaub machen möchten, in gesamt Europa und Übersee
Stand: 23.05.2017
Autor: Dr. Ruth Wissler, Dr. med. Susanne Rödel
Quellen:
- LMU München, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Abteilung-fuer-Infektions-und-Tropenmedizin/de/30_Reise_impfberatung/Kurzinformationen/index.html (zuletzt besucht am 13.11.2018).
- Auswärtiges Amt: Reisemedizinische Vorsorge. https://www.auswaertiges-amt.de/de/reiseundsicherheit/reise-gesundheit/03-vorsorge (abgerufen am 05.12.2024).